ERINNERUNGEN

KARL WILHELM ENGEL

 

Blücherstrasse 5, Ludwigstrasse 23 und Ernst-Ludwig-Ring 2

Bad Nauheim

 

Karl Wilhelm Engel wurde als 2. Kind der Eltern Karl und Erna Engel am 31.10.1937 in einen streng disziplinierten Haushalt hineingeboren. Sein Lebensmittelpunkt war zunächst das Elternhaus in der Blücherstrasse. In besonderer Erinnerung ist das Jahr 1944, in dem der Unterricht an seiner Schule ständig von Bombenalarm unterbrochen wurde. Die Schüler rannten dann zu ihrem Schutz nach Hause. Während der geräuschvollen Annäherung der Bombengeschwader kamen die Mütter ihren Kindern mit aufgespannten Regenschirmen entgegen, in der Hoffnung, sich so den Blicken der Flugzeuge entziehen zu können. Sobald die Entwarnung zu hören war, liefen die Kinder wieder zurück zur Schule und der Unterricht wurde fortgesetzt.– In der Stadt waren annähernd 20.000 amerikanische Soldaten einquartiert. Der Kurpark war vollständig vom Militär belegt, unter anderem mit Zelten, Panzern, Lastwagen und auch Motorbooten. Mit beeindruckendem Wellengang wurden auf dem Kurparkteich Rennen gefahren. Viele im Krieg verwundete Soldaten, sowohl Amerikaner, als auch Deutsche, befanden sich in den zu Lazaretten umfunktionierten Hotels und Schulen. 1945 fiel die Schule gänzlich aus.

 

Die Lehrer des Gymnasiums Ernst-Ludwig-Schule teilten Mitte der 50er Jahre die Schüler der obersten Klassen zur Volkszählung und Wohnraumerfassung ein. Statt eines Straßenblocks, wurde Karl Wilhelm Engel ein einziges Gebäude zugeteilt: das Grand Hotel, das ihm anders als damals, nun sehr vertraut ist. In diesem imposanten ehemaligen Hotel neben der Trinkkuranlage, wohnt er heute. Die Ernst-Ludwig-Schule besuchte Karl Wilhelm Engel von 1949-1958. Noch vor seinem Abitur erreichte ihn die Einberufung zur Bundeswehr. / Anmerkung Redaktion: Die Bundeswehr wurde 1956 gegründet. Die Angst vor einem Überfall durch Russland war groß, so dass die westlichen Alliierten die Wiederbewaffnung Deutschlands förderten. Der 2. Weltkrieg war zu diesem Zeitpunkt 13 Jahre her./

 

Während eines Heimaturlaubes bei der Bundeswehr, rannte Karl Wilhelm Engel die Stresemannstrasse herunter, kurvte eiligst in die Kurstrasse und touchierte Elvis Presley, der mit seinen beiden Bodyguards gerade neben dem Friseursalon Hemer stand.

 

Kurz vor Beendigung des 12 Monate dauernden Wehrdienstes, erledigte sich Karl Wilhelm Engels immer drängender werdende Frage, welches Studium er im Anschluss beginnen solle: Durch einen Tipp von einem Freund, wurde er auf die Werbebranche aufmerksam und bekam einen Job in einer Werbeagentur. Später arbeitete er bei McCann, einer der weltgrößten Werbeagenturen. Hierbei vergaß Karl Wilhelm Engel nicht, an Bad Nauheim zu denken: Zwei Kalender für den Werbekunden Opel, enthielten auf seine Initiative hin je ein Bad Nauheimer Motiv. Die Wandkalender hatten jeweils eine Auflagenhöhe von etwa 1,5 Millionen.

 

Dominanz ganz besonderer Art nahm das Eisstockschießen ein, nachdem Karl Wilhelm Engel von zwei ehemaligen Klassenkameraden 1956 zum Eisstockschießen animiert worden war. Analog zu dem Namen Grashoppers Zürich, gab sich die Mannschaft Ende der 60er Jahre den Namen Eishoppers. Das heute noch existierende Wappen entwarf Karl Wilhelm Engel. Seine Mannschaft war überaus erfolgreich: Sie gewann innerhalb von ca. 28 Jahren mindestens 130 Turniere. Sie belegten unter anderem 2 x den 6., bzw. den 8. Platz bei der Deutschen Meisterschaft.

 

10 Jahre während der Beschlagnahme des Familienhauses, wohnte Familie Engel teilweise im bis in die 50ger existierenden Hotel Aegir in der Ludwigstrasse 23, das schon bis 1939 von der BfA Berlin als Sanatorium genutzt wurde und gleich nach Ausbruch des 2. Weltkrieges auf Anordnung des Bürgermeisters zum städtischen Krankenhaus umfunktioniert wurde, dessen Verwaltungsleiter Vater Engel war. Karl Engel wurde später auch noch Leiter des Konitzky-Stiftes. In seinem Leben fertigte er etwa 2.000 Aquarelle an. 1947, im Jahr nach der Kriegsgefangenschaft, entstand sehr zum Entzücken der Amerikaner eine stattliche Anzahl an Aquarellen mit Sprudel-Motiven, die von der im Verwaltungsgebäude des Sprudelhofes residierenden US-Verwaltung erworben wurden. Die Amerikaner nahmen sie als Andenken an Bad Nauheim mit in die USA. Damit ernährte Karl Engel teilweise als Überbrückung bis zur Einstellung im Konitzky-Stift die Familie.

 

Einer der vielen besonderen Momente im Leben von Karl Wilhelm Engel war die Begegnung mit dem damals amtierenden Bundespräsidenten Richard von Weizäcker in Bad Tölz (Feriendomizil von Richard von Weizäcker) in einem Gastraum vom Altwirt in Wackersberg. Von Weizäcker ließ sich von Karl Wilhelm Engel zu einem Schnaps einladen und beide genossen es sehr, über ihre Skikünste zu sprechen. Spätere Zweifel seiner Mitmenschen an dem Erlebten, ließ ihn einen Brief schreiben, den von Weizäcker sogleich beantwortete. Dieser bestätigte, dass er sich auf die Wiederholung einer Begegnung mit Karl Wilhelm Engel freue und er dann an der Reihe sei, ihn einzuladen. Zur Erinnerung erhielt das Schreiben einen besonderen Platz in Karl Wilhelm Engels Wohnung.

 

Flugblätter über Bad Nauheim, WZ 26.08.2014, Text: Petra Ihm-Fahle, Fotos: Petra Ihm-Fahle und Institut für Stadtgeschichte Frankfurt
Flugblätter über Bad Nauheim, WZ 26.08.2014, Text: Petra Ihm-Fahle, Fotos: Petra Ihm-Fahle und Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

 

Keiner erwartete nach diesem Flugblatt mehr ernsthaft Bomben auf Bad Nauheim

Das von Karl Wilhelm Engel nachempfundene Flugblatt: "Bad Nauheim wollen wir schonen, da wollen wir wohnen".
Das von Karl Wilhelm Engel nachempfundene Flugblatt: "Bad Nauheim wollen wir schonen, da wollen wir wohnen".
Grand Hotel/Grand Living: Welchselvolle Geschichte, WZ 02.02.2007, Text: Bernd Klühs, Fotos: Nici Merz
Grand Hotel/Grand Living: Welchselvolle Geschichte, WZ 02.02.2007, Text: Bernd Klühs, Fotos: Nici Merz
Eishockey Bad Nauheim in Hall of Fame, Toronto/Canada, WZ 15.10.2003
Eishockey Bad Nauheim in Hall of Fame, Toronto/Canada, WZ 15.10.2003
Fotowettbewerb dient Identifikation mit der Stadt: WZ 05.12.2003, Fotos: Nici Merz und Karl Wilhelm Engel
Fotowettbewerb dient Identifikation mit der Stadt: WZ 05.12.2003, Fotos: Nici Merz und Karl Wilhelm Engel
Kurhauswiesen-Motiv von Karl Wilhelm Engel landet auf Platz eins, WZ 13.11.2003, Foto und Text: Eberhard Bogdoll.
Kurhauswiesen-Motiv von Karl Wilhelm Engel landet auf Platz eins, WZ 13.11.2003, Foto und Text: Eberhard Bogdoll.